Script Supervisor: „Schwer unterschätzt“

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Zum ersten Mal in Deutschland startet am Institut für Schauspiel, Film- und Fernsehberufe in ­Berlin ein Lehrgang zum Script Supervisor, ehemals Script/Continuity. Gabriele Mattner leitet die ­Weiterbildung. | Foto © Gabriele Mattner

Zum ersten Mal in Deutschland startet am Institut für Schauspiel, Film- und Fernsehberufe in ­Berlin ein Lehrgang zum Script Supervisor, ehemals Script/Continuity. Gabriele Mattner leitet die ­Weiterbildung. | Foto © Gabriele Mattner

Frau Mattner, bislang führe der Weg in den Beruf über Praktika, es gebe in Deutschland noch keine einheitliche und staatlich anerkannte Ausbildung, erklärt der Regieverband, der auch dieses Gewerk vertritt. Sie wollen das ändern?

Das Institut für Schauspiel, Film-Fernsehberufe (ISFF) an der VHS Berlin Mitte ist ein Weiterbildungsinstitut für Crewmitglieder bei Film/TV, Schauspieler  und Musicaldarsteller. Ziel des ISFF ist, die Mitarbeiter der Kreativbranche, die einen wesentlichen Beitrag zu unserer gesellschaftlichen Entwicklung leisten, durch Weiterbildung zu unterstützen. Der Lehrgang wird von der Arbeitsagentur gefördert und ermöglicht, die Tätigkeit des Script Supervisors erfolgreich auszuüben, es ist keine staatlich anerkannte Ausbildung.


Warum sollte jemand den Lehrgang dennoch absolvieren?

Die Tätigkeit des Script Supervisors ist sehr vielfältig und verantwortungsvoll und wird bis heute immer noch schwer unterschätzt. Sie einfach nur durch Praktika am Set zu erlernen, wird der Komplexität nicht gerecht. Um die Vielschichtigkeit der Kompetenzen des Script Supervisors zu begreifen und zu verinnerlichen, sind Kenntnisse hinsichtlich der Aufgaben aller am Filmherstellungsprozess beteiligten Gewerke notwendig. 
Es geht weiterhin darum, zu verstehen, was die Kollegen aus den anderen Abteilungen von einem Script Supervisor idealerweise erwarten – abgesehen mal von den handwerklichen und intellektuell zu leistenden Aufgaben in dem Beruf selbst. Daher laden wir auch Gast-Dozenten aus den Bereichen Regie, Kamera, Schnitt und Schauspiel ein – alles Gewerke, mit denen ein Srript Supervisor eng zusammenarbeitet.

Wie nah an der Praxis ist das im Vergleich zur bisherigen Laufbahn?
Sehr nah. Wir beziehen uns ja gerade auf die Praxis und nicht nur auf die Theorie. Wir versprechen uns von dem Lehrgang, dass die Teilnehmer mit theoretisch fundiertem Wissen und praktischer Erfahrung einen leichteren Einstieg in den Berufsalltag in diesem Bereich haben.


Was sind die Vorteile?

Die Teilnehmer  erhalten durch eine interaktive Mitarbeit innerhalb des Lehrgangs einen umfassenden Überblick über das gesamte Berufsbild des Script Supervisors. Es geht eben nicht nur darum, zu wissen, wie man Script- oder Tagesberichte schreibt und ob man möglicherweise mal was von „Achsen“ und Anschlüssen gehört hat, ohne deren Bedeutung überhaupt einschätzen zu können. Die Zeiten, in denen man den Script Supervisor „Atelier-Sekretärin“ genannt hat, sind längst vorbei. Die Ansprüche an den Job wachsen und wachsen und daher gebührt ihm auch die entsprechende Anerkennung. Auch das ist ein Grund, warum wir diesen Lehrgang entwickelt haben. 

Der Lehrgang sei „international ausgerichtet“, die Beschreibung spielt auf die unterschiedlichen Aufgaben der Continuity im deutschen und im englischen Sprachraum an. Wird beides vermittelt?
Ja. Da ich selbst mindestens so viele Erfahrungen im internationalen Raum habe – eigentlich sogar mehr als in Deutschland – kann ich beide Systeme sehr gut vermitteln. Und all die Unterschiede werden auch im Lehrgang behandelt, so dass die Teilnehmer  anschließend optimal für die Arbeit mit beiden gerüstet sind. 

Was bringen Sie den Teilnehmern bei?
Der Lehrgang vermittelt die notwenigen fachlichen Kenntnisse, um als Script Supervisor für die Regie, die Kamera und die Gewerke eine beratende Funktion einnehmen zu können. Dazu gehören: Kenntnisse von Dramaturgie, Dialogführung, Zeitabläufen innerhalb des Drehbuchs, der Logik innerhalb der Geschichte, von Kameratechnik und Produktionsabläufen. Darüber hinaus benötigt der Script Supervisor ein gutes Einfühlungsvermögen gegenüber Regie und Schauspielern sowie eine positive und aufmerksame Haltung zu allen Teammitgliedern.
Wie gesagt, legen wir auch besonderen Fokus auf die Praxis. Im Praxisprojekt: „Schreiben, Drehen, Schneiden“ drehen und schneiden die Teilnehmer  Filmsequenzen mit professioneller Kamera-Ausrüstung und mit Smartphone und Schnitt-App.

Wie gestaltet sich der Lehrgang?
Im Rahmen des Lehrgangs wechseln theoretische Blöcke sich mit praktischen Übungen ab. Es werden auch Gastdozenten aus den Bereich Regie, Kamera und anderen dabei sein und ihr Wissen weitergeben.
Der Lehrgang findet vom 26. November bis 21. Dezember 2018 statt. Die Unterrichtszeiten sind von montags bis freitags von 10 bis 18.45 Uhr. Insgesamt handelt es sich um 200 Unterrichtseinheiten.
Der Lehrgang ist zertifiziert und die Teilnahmegebühr in Höhe von 1.470 Euro kann von der Arbeitsagentur/Jobcenter gefördert werden, wenn die Bewerber die entsprechenden Voraussetzungen erfüllen. Natürlich ist auch eine Teilnahme als Selbstzahler möglich.

Aber von einer „einheitlich geregelte Ausbildung“ kann man dennoch nicht sprechen? 
Nein, bislang gibt es so etwas nicht: Es gibt Schlüsselkompetenzen und Wissen, das alle Script Supervisoren beherrschen sollten oder besser: beherrschen müssen, wenn sie am Set und außerhalb bestehen wollen. Als Beispiel: Ein Script Supervisor muss wissen, wie man ein Drehbuch „einteilt“, das heißt für den Dreh vorbereitet, wie man Stopp-Listen erstellt, Einstellungen benennt und was Anschlüsse sind. Das ist Basis-Wissen und als solches national und international definiert. Das gehört zu dem Handwerkszeug, das wir  vermitteln wollen. 

Vier Wochen dauert der Lehrgang. Reicht das überhaupt? Andere Berufe mit weniger Verantwortung haben Ausbildungszeiten von drei Jahren und mehr.
Das kann man nicht vergleichen. Der vierwöchige Lehrgang vermittelt die Kenntnisse, die notwendig sind, um für die Ausübung des Berufs „gut gewappnet“ zu sein. So kann man einsteigen und sich in der Praxis orientieren. Hinzu kommt wie in jedem Job: üben, üben und üben! Es ist ein Beruf, in dem man niemals „auslernt“. Jedes neue Projekt bringt neue Anforderungen mit sich und immer wieder macht man als Script Supervisor neue Erfahrungen: Dinge, an die man vorher vielleicht niemals gedacht hat. Das kann ich nach jahrzehntelanger Berufserfahrung mit Fug und Recht genau so wiedergeben.
Darin liegt ja unter anderem auch der Reiz dieses Berufes. Es gibt zwar eine gewisse Routine, die man sich auch aneignen muss, aber darüber hinaus doch sehr viel mehr. Und im Lehrgang bieten wir eine sichere Basis für das benötigte Wissen und die Fähigkeiten, um als Script Supervisor anzufangen.

Informationen zum Lehrgang finden Sie hier.

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